Venezuela zu bereisen ist heute kein grosses Abenteuer mehr.
Ferienflieger bringen Touristen auf die Isla Margarita vor der
Küste Venezuelas. Wer die Annehmlichkeiten der Ferienanlage hinter
sich lassen und das Land erkunden möchte, kann von hier aus
mehrtägige Ausflüge aufs Festland unternehmen.
Dschungelcamp
Mit einem alten russischen Kleinflugzeug geht es 2 Stunden südwärts
und dann ist man mittendrin im Dschungel des Orinoko-Deltas.
Vom Flugplatz in Tucupida, der einzigen Stadt der Region, geht es
mit dem Speedboot durch ein unübersehbares Labyrinth von Flüssen und
Wasserwegen tiefer ins Sumpfland des Orinoko.
Dichter Dschungel säumt die Ufer, nur unterbrochen von wenigen
Pfahlsiedlungen der Warao Indianer. Nach 2 Stunden erreichen wir
das Dschungelcamp, dass uns für heute als Basis dienen soll.
| Dschungelcamp im Orinoco Delta |
Zu Fuss erkunden wir, mit Gummistiefeln an den Füssen, den Urwald: unscheinbare
Pflanzen, die bei Berührung flammend rote Blüten entfalten, Blätter, die
sich im Wasser in grüne Seife verwandeln, Fluss-Delphine, die sich im braunen
Wasser tummeln und Piranhas, die uns als Abendessen dienen sollten (oder wir
ihnen). Mit Sonnenuntergang kehren wir ins Camp zurück.
Nachdem am späten Abend der Generator aufgehört hat zu arbeiten,
ist man von der Stille des nächtlichen Dschungels umgeben. Mit der
Morgendämmerung erwacht der Dschungel: Brüllaffen streiten lautstark und die
Papageien kämpfen um die besten Plätze auf den Baumspitzen in der
Nähe des Camps. Da bei dem Lärm an Schlaf nicht mehr zu denken ist und
um der schwülen Hitze zu entgehen, brechen wir früh auf. Die Sonne brennt
schon am frühen morgen heiss, aber ab und zu bringt ein heftiger tropischer
Regenguss Erleichterung. Wir fahren zurück nach Tucupida, um von dort aus
weiter Richtung Süden in den Canaima National Park zu fliegen.
Canaima
Nachdem eine Stunde lang nichts als Bäume zu sehen war, keine Strasse, kein
Ort, bietet sich kurz von der Landung aus dem Fenster des Flugzeuge
der atemberaubende Anblick der Canaima Lagune, in der Ferne ragen
die Tafelberge Venezuelas, die Tepuis, wie Inseln aus dem Wolkenmeer.
Der grösste von ihnen, der Auyan Tepui, von den
Pemon Indianer "Hause des Teufels" genannt, erhebt sich 2700m über den
Regenwald.
| Canaima National Park |
Nach der Landung in Canaima überqueren wir die Lagune, deren Wasser
von den Mineralien des Gesteins rostrot gefärbt sind.
Nach einem kurzen Aufstieg, betreten wir den Wasserfall, nein nicht
wirklich den Wasserfall, sondern einen natürlichen Spalt zwischen
Felswand und den tosenden Wassern.
| Hinter dem Wasserfall |
Die Tepuis sind zu Land nahezu unzugänglich. Die Indianer haben niemals
versucht die schroffen Felsen zu erklimmen. Erst 1936 setzte der erste Mensch seinen Fuss auf den Auyan Tepui, der amerikanische Pilot Jimmy Angel, der auf dem Tepui landete. Nach dem missglückten Wiederstart brauchte er 2 Wochen, um in die Zivilisation zurückzukehren.
| Salto Angel - der höchste Wasserfall der Welt |
Wir fliegen mit dem Flugzeug durch die mystisch anmutende, nebelverhangene
Welt der Tepuis, deren isolierte Lage eine einzigartige
Flora und Fauna hervorgebracht hat. Wir bestaunen die Wasserfälle, die bis
zu 1000m in die Tiefe stürzen (der Salto Angel ist der höchste Wasserfall
der Welt) und verstehen, dass wir hier inmitten einer noch immer unberührten,
urzeitlichen Landschaft sind.
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